Kochen und Essen in der Grubensiedlung
Vorwiegend Getreide und Hülsenfrüchte

Die Ausgrabungsergebnisse zeigen, wie karg die Ernährung in großen Teilen der bäuerlichen Bevölkerung im Mittelalter gewesen sein musste. Vor allem pflanzliche Nahrung diente als Ernährungsgrundlage.
Einige verkohlte Pflanzenreste konnten geborgen und analysiert werden. Die meisten Samen sind bei der Essenszubereitung ins Herdfeuer geraten und dabei verkohlt. In der Schmiede ist mit mehreren tausend Körnern ein ganzer Vorrat erfasst worden, der vermutlich bei einem Hausbrand vernichtet worden ist.

Neben einigen Wild- und Unkräutern wurden vor allem Getreide und Hülsenfrüchte sowie vereinzelt Leinsamen gefunden. Bei den Getreidefunden bildet Gerste den Hauptanteil, gefolgt von Weizen, Roggen, Hafer, Hirse und Emmer. Ein Großteil des Getreides wurde sicherlicher in Form von Brei gegessen. Roggen und Weizen sind heute die klassischen Brotgetreide. Inwiefern man zur Zeit der Grubenhaussiedlung schon Brot oder eher Fladen gebacken hat, lässt sich nicht sagen. Gerste wurde unter anderem auch zum Bierbrauen verwendet.
In ungewöhnlich großen Mengen wurden auch Erbsen, Linsen und Ackerbohnen gefunden. Diese Hülsenfrüchte wurden wahrscheinlich sowohl als Brei und Suppe verzehrt als auch getrocknet und zu Mehl verarbeitet.

Ergänzt wurde der Speiseplan gelegentlich durch Fleisch, wie eine Untersuchung der in den Grubenhäusern gefundenen Tierknochen zeigte. Neben den Resten von Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Huhn und Gans wurden auch Reste von Wildtieren identifiziert.

Charakteristische Spuren an den Knochen belegen, dass auch Haushund, Katze und Pferd geschlachtet wurden. Bei den erhaltenen Skelettresten fehlen allerdings in der Regel die Wirbel und Rippen. Die Skelettpartien mit minderwertigem Muskelfleisch und Schlachtabfälle überwiegen. Daraus kann man schließen, dass die Tiere nicht in der Siedlung geschlachtet wurden, sondern dass bereits portionierte Fleischstücke hierher gelangten. Es liegt nahe, dass die Tiere entweder auf dem Herrenhof der Siedlung oder der Süpplingenburg geschlachtet und die guten Fleischpartien dort verzehrt wurden. Die Bewohner der Siedlung am Petersteich mussten sich hingegen mit einfacher Kost begnügen und waren für ihren Lebensunterhalt auf die (Teil)Versorgung durch den Herrenhof angewiesen.

Auffällig ist auch das hohe Schlachtalter der Wirtschaftstiere. Die Skelettreste sind zudem ungewöhnlich kleinteilig fragmentiert. So ließen sich die für die Ernährung wichtigen Eiweiße und Fette beim Kochvorgang optimal ausbeuten. Zusammen mit Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse wurden die Knochenfragmente und Fleischreste hauptsächlich zu Suppen und Breien verkocht. Grill- und Bratspuren sind hingegen nicht zu finden.

Scherben über Scherben
Tonscherben
Tonscherben

Nahezu alle untersuchten Grubenhäuser besaßen in einer Hausecke einen Kuppelofen aus Feld- oder Kalksteinen. Meist sind die Steine trocken aufgeschichtet, teilweise auch mit Lehm verfugt worden. In der Nähe der Öfen sind recht viele große Bruchstücke von Kochtöpfen aus Keramik mit anhaftenden verkohlten Speiseresten und zahlreiche Tierknochen gefunden worden. Offensichtlich ist die Glut auch zum Kochen genutzt worden.

Suppen und Breie wurden in unglasierten Kugeltöpfen zubereitet. Diese bestanden aus überwiegend porösem, bei niedrigen Temperaturen gebranntem Ton, der sogenannten Irdenware. Die Porosität erlaubte es, den Topf vor dem Kochvorgang zu wässern. Dies sollte verhindern, dass die Keramik beim Erhitzen zersprang. Dann wurde er unmittelbar in die Glut gestellt. Der Kugelboden stabilisierte den Topf in der Glut und sorgte für eine gleichmäßige Wärmeverteilung.

Gefunden und ausgewertet wurden über 3000 Keramikfragmente, vorwiegend Wand-, aber auch einige Rand- und Bodenstücke sowie auch Fragmente mit Verzierungen. Anhand der Formen und durch Vergleiche aus anderen Grabungen lassen sich die Scherben zeitlich einordnen.

Literatur
  • Ausstellungstafel "Hungerleben - Tafelfreuden" (pdf, 700 kB)
  • Schmalhans als Küchenmeister? Zur Versorgungslage der Bewohner am Petersteich
    Monika Bernatzky und Silke Grefen-Peters
    Archäologie in Niedersachsen 15, 2012, 134-136
  • Die mittelalterliche Siedlung am Petersteich bei Süpplingburg
    Monika Bernatzky und Birthe Lehnberg
    Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 78, 2009, 149-173
  • Fundmaterial der mittelalterlichen Wüstung bei Süpplingenburg
    Birthe Lehnberg
    Unpublizierte Magisterarbeit der Universität Bamberg, 2007

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